„Dass zum Beispiel die Kinder anfangen sich zuzutrauen, mit einer Stichsäge zu arbeiten ohne dass dabei was passiert und sie jeden Tag sehen wie irgendwas immer größer wird. Das ist ein ziemlich tiefes Erlebnis. Auch zu sehen, dass man das auch gemeinsam machen kann. Sowas ist unendlich wichtig, diese Erfahrung zu machen um dann selber sich als ein Teil von einer Gemeinschaft zu fühlen, die man gestalten kann.“
„Dass man für eine kurze Zeit ein Miteinander vorlebt und die Kinder miteinander Sachen machen, in einem Viertel, dass sich zwar durch Vielfalt, aber eben auch durch ein Nebeneinander auszeichnet.“
„Ich würde mir wünschen, dass dies hier ein Samen war und ein Moment bleibt, wo sie sagen, das geht vielleicht auch in anderen Lebensbereichen. Wenn ich einfach anfange etwas zu tun, kann ich total viel selber gestalten, ich muss nicht warten, bis mich irgendjemand dazu anleitet oder mir die Erlaubnis gibt.“
Als die Projekt-Beteiligten einen Abend im Sommer im Quartier Pelmeni Essen gehen, tönt von einem Balkon, auf dem eine deutsche Fahne gehisst ist, aggressive Musik, „verschwindet“ wird heruntergerufen. Offensichtlich werden wir von einigen als Eindringlinge empfunden, während andere dankbar sind, dass wir ihre Kinder betreuen, ihnen neue Horizonte eröffnen, sie nach ihrer Meinung befragt haben. Spürbar wird der Wunsch nach mehr Begegnungsräumen zwischen Alt und Jung, Alteingesessenen und Dazugezogenen, Menschen mit frischen Migrationserfahrungen und solchen, die schon lange zurückliegen. Es gäbe so viele Erfahrungen zu teilen, wenn man einen Ort hätte und es Menschen gäbe, die kontinuierlich vor Ort sind und diese Räume öffnen, – und wenn staatliche Eingriffe nicht nur von oben entschieden, sondern in einem gemeinsamen Prozess erarbeitet werden würden.
Kaleidoskop Südpark war erst der Anfang, so wünscht man es sich. Ein kraftvoller Anfang, bei dem auf verschiedene Weise in das Quartier interveniert und die dortigen Logiken unterbrochen wurden: ganz konkret durch die sichtbare Besetzung und Vereinnahmung des Platzes, was zur Folge hatte, das sonstige Nutzungsgewohnheiten unterbrochen wurden und sich die Wahrnehmung des Platzes veränderte. Für kurze Zeit war es ein belebter Platz, ein Ort, wo Kinder sich austoben, selbständig agieren und Dinge ausprobieren konnten. Von hier aus haben sie ihr Quartier neu kennengelernt und sich mit ihm verbunden, indem sie dessen Geräusche aufnahmen, Skulpturen aufstellten oder die Anwohner*innen interviewten. Die Logik des Miteinanders, die eher einem Nebeneinander gleicht, wurde verschoben, ausgeweitet, Begegnungen wurden möglich, Aggressionen wurden ausgetragen. Das Verständnis von Teilhabe wurde genährt.
Im Rückblick erscheint eine Woche unglaublich kurz, es bleibt zu hoffen, dass die Erfahrungen Früchte tragen – über die sichtbare Präsenz der Ladenwohnung und des neu gewonnenen Kleingartens hinaus – im Sinne des Gestaltungsverständnis von Maike Fraas: „Für uns bedeutet Gestaltung nicht unbedingt nur das Gestalten von Objekten, sondern auch von Beziehungen, von Strukturen.“
Vor allem aber wünscht man sich, dass der Platz neu gestaltet wird und dabei die Wünsche und Ideen der Bewohner*innen berücksichtigt werden. Dass mit anderen Worten das Verständnis von Beteiligung als Teilhabe und Begegnung ernst genommen wird.
Dr. Anna-Lena Wenzel hat den Workshop Was hörst Du? konzipiert und durchgeführt.