Das Viertel Am Südpark ist der letzte gebaute Teil Halle-Neustadts. In der ursprünglichen Planung nie vorgesehen, besitzt er nur geringe stadtplanerische Qualität. Es fehlt an offenen Begegnungsräumen sowie einem funktionierenden Stadtteilzentrum. Durch unterschiedliche Entwicklungen – vor allem in der Nachwendezeit – und dem Verkauf von Genossenschaftseigentum an Immobiliengesellschaften, hat sich das Viertel zu einem Wohnstandort für Menschen mit niedrigem sozio-ökonomischen Status entwickelt. Der zuletzt verstärkt stattgefundene Zuzug von Geflüchteten und Arbeitsmigrantinnen wird durch die angestammten Bewohner problematisiert, trägt aber insgesamt zu einem sehr heterogenen Bevölkerungsmix bei, was aus unserer Sicht eine positive Qualität des Viertels ausmacht. Im Moment wohnen die Menschen allerdings eher nebeneinander, statt miteinander.
Als eine Gruppe von Gestalterinnen, Architektinnen und Künstlern sind wir seit längerem mit verschiedenen Formaten am Südpark aktiv. Neben einem Projektraum gibt es eine P2-Plattenbauwohnung in unmittelbarer Nähe, die als Gästewohnung genutzt wird sowie einen Schrebergarten, ebenfalls in Laufweite. Zusammen bilden diese Orte ein räumliches Netzwerk im Quartier, dass die eingeladenen Künstlerinnen bespielen oder an das sie anknüpfen können.
So bespielte Platz Da! zum ersten Mal den Platz ohne Namen vor der Schule. Außerdem führt das Südpark-Magazin eine Reihe von Workshops und Aktionen mit Kindern aus dem Quartier zusammen und dokumentiert das Projekt Zwischen*Häusern, bei dem Studierende der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle architektonische Interventionen durchführten.
Im Juni 2019 startete schließlich das von der Kulturstiftung des Bundes geförderte Projekt Kaleidoskop Südpark. Künstlerinnen und Urbanisten gingen gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen aus dem Quartier der Frage nach, wie sie die Zukunft in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft gestalten wollen. Dabei verwandelten sie innerhalb von wenigen Wochen eine öde Kieswüste, die bis dahin als Parkplatz genutzt wurde, in ein experimentelles 1:1 Modell ihrer Visionen.
Im Zentrum des Projektes standen vier offene Werkstätten, in denen die Beteiligten gemeinsam bauen, produzieren und forschen konnten. Die eingeladenen Künstlerinnen brachten Ideen und Werkzeuge ein, mit denen die Kinder und Jugendlichen ermächtigt wurden, ihre Vorstellungen selbstständig umzusetzen. Gerahmt wurden die Aktivitäten durch Aufwärmübungen, gemeinsame Mahlzeiten und einem Abschlussfest, bei dem die Aktivitäten einer interessierten Öffentlichkeit vorgestellt wurden.
Die Zeichnung der Südparkorte wurde von Luise Ritter angefertigt. Sie hat den Workshop Map of Südpark konzipiert und durchgeführt.
© Die Künstler*innen und Kaleidoskop