Mehrere Sessions diskutierten wir gemeinsam. Thema war die Sommerferienaktion von Kaleidoskop mit Schüler*innen auf dem Platz vor der Salzmannschule, den sie den Platz ohne Namen nennen. Denkwelten und ganz unterschiedliche Formen, sich an der Diskussion zu beteiligen, prallten aufeinander. Maike erzählte, fragte, suchte. Eva versetzte sich hinein, hinterfragte und positionierte sich. Grit zeichnete – uns, unsere Gedanken, ihre Sicht darauf. Juan zeichnete auch, aber Lösungen für die im Gespräch aufgeworfenen Fragen. Anna trug ihre Eindrücke bei und Lutz sprach über seine Gefühle. Ich versuchte im Kopf zu ordnen, was ich nicht verstand, was neu für mich war: Wer spricht worüber? Inwiefern sprechen sie über das gleiche? Wo treffen sich die Gedanken? Aber das war mein Problem, nicht ihres, denn sie sprachen, griffen auf, führten weiter, fragten.
Die Fragen führten zu weiteren Fragen, Gedankenexperimenten, Andeutungen von Möglichkeiten: Was ist der Südpark für ein Quartier? Arm. Grün. Bunt. Mit viel Platz. Ein Raum der Schließung oder ein Raum der Möglichkeiten – der Fokus liegt auf den Möglichkeiten. Warum ist Kaleidoskop hier? Es ist ein tolles Quartier. Oder kann es darauf noch eine andere Antwort, als das Gefühl, dass sich hier niedergelassen hat, geben? Wer ist die Zielgruppe? Wie ist es mit Kindern zu arbeiten? Braucht es nicht eine pädagogische Qualifikation dafür? Ist das noch künstlerische Arbeit oder soziale Arbeit? Welche Verantwortung hat man, wenn man in ein Quartier geht? Was ist leistbar? Was ist überhaupt das Motiv? Das alltägliche System vor Ort verändern. Neue Dynamiken auslösen. Hilfe zur Selbsthilfe leisten. Die neuen Erfahrungen, auf beiden Seiten. Welcher Mehrwert entsteht dadurch? Ressourcen für das Viertel. Begegnungen. Bildung. Eine andere, neue Gemeinschaft – temporär oder auch nicht. Eine andere Aufmerksamkeit für’s Quartier. Oder anders herum gedacht: Was haben wir da eigentlich gemacht und was ist dabei auch mit uns passiert? Haben die Kinder von uns gelernt oder was haben wir eigentlich von den Kindern gelernt? Da stellt sich auch die Frage nach der Autorenschaft neu. Oder nochmal anders gedacht, auf das Quartier geblickt: welchen Mehrwert gibt es bereits vor Ort? Was findet hier statt? Welche Menschen agieren hier?
Daran schlossen sich konkretere Fragen danach an, wie es mit Kaleidoskop Südpark weiter gehen könnte. Was anders gemacht werden könnte, ob man nicht stärker auch mit anderen Initiativen in Deutschland, in Europa zusammenarbeiten sollte. Auch der Projektraum war Thema, ob nicht jemand aus der Bewohnerschaft den Projektraum regelmäßig als Begegnungsraum für’s Quartier öffnen könnte. Wie sich die Initiative am Südpark insgesamt verstetigen ließe bzw. auch welche Perspektiven die ‚Kaleidoskoper*innen‘ beruflich brauchen. Wir haben Fragen und unterschiedliche Positionen zusammengetragen, die Hürden und die schönen Seiten des Projekts Mit Kunst Stadtalltag zu gestalten zerlegt, reflektiert und versucht wieder zu etwas Neuem, aber noch Ungewissem zusammenzufügen.
Dr. Madlen Pilz studierte Europäischen Ethnologie und Altamerikanistik in Berlin und Quito, Ecuador. Derzeit ist sie Mitarbeiterin am Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung (IRS). Sie arbeitet und forscht hier in den Projekten Vom Stadtumbauschwerpunkt zum Einwanderungsquartier? Neue Perspektiven für periphere Großwohnsiedlungen (StadtumMig) und Estates after Transition (EAT).
Grit Koalick zeichnet so lange sie sich erinnern kann gern, viel und immer. Seit 2004 Zeichnungen u.a. im Auftrag von diversen Architekturbüros und Magazinen, des Goethe-Institutes, des enorm Magazins, der Landeshauptstadt Dresden, der TU Dresden, der Leibniz-Gemeinschaft, des Schweizer Werkbundes und des Quellkollektivs.
© Die Künstler*innen und Kaleidoskop