Im Juli 2019 erdachten Kinder und Jugendliche aus dem Südpark Ideen für ihr Wohnumfeld und zeichneten sie in einer Karte des Quartiers auf.
Ausgangspunkt waren Expeditionen, bei denen die Umgebung hinsichtlich bemerkenswerter sowie verbesserungswürdiger Zustände untersucht wurde. Hierbei kam es teilweise zum Erstkontakt mit Gebüsch und unwegsamen Terrain. Andererseits konnten Langeweile und Desinteresse an wohl bekannter Umgebung festgestellt werden. Es wurden seltene Pflanzen gesammelt, Herbarien angelegt und Biotope bestimmt. In Kooperation mit dem Sound Workshop Was hörst du? entstanden Markierungen besonderer Geräusche. Entwurfsgebiete wurden kurzerhand festgelegt. Ideen für Gebäude und Flächengestaltung wurden entwickelt und im Plan eingezeichnet:
Das moderne Krankenhaus mit Helikopterlandeplatz und Parkplätzen sowie ein nahegelegener Kinderkiosk eröffnen im Park. Irgendwo im Wald wird eine Hängematte aufgehängt. Die Kegelbahn wird saniert. Ein großer Bereich im Park wird annektiert, glitzernd umzäunt und mit einem Wasserbecken bebaut. Picknick- und Grillplätze entstehen auf der sonnenverbrannten Wiese. Die zukünftige Nutzung des Rodelbergs bleibt ungeklärt. Ein schreckliches Monster bewacht die Hundewiese hinterm Roxy. Schrebergärten und Liebe sind am Ufer des Kirchteichs geplant. An dessen schillernder Oberfläche tauchen Piratenschiffe und schwarze Löcher oder Vogelnester auf. Zwei Bootsanlegestellen werden eingerichtet. Kekse gibt es am Schotterplatz vor der Schule, wo eine zeltförmige Hüpfburg entsteht. Am Parkplatz, an der Bus-Endhaltestelle öffnet eine Fahrschule. Der Bus hat nur hinten Fenster, da wo die Coolen sitzen. Durch das ganze Quartier führt ein Strichellinienleitsystem. Alle Schulen bleiben da, wo sie sind. Auf einigen Wohngebäuden werden Wasserbecken installiert. Andere Wohnblöcke bleiben leer; ausreichend Platz, um hier eine geräumige Wohnung für vier Personen zu planen.
Luise Ritter studierte freie Kunst in Halle. Das genaue Beobachten und Erforschen urbaner Innen- und Außenräume ist Schwerpunkt ihrer Zeichnungen und Grafiken. Sie nutzt die zeichnerische Vermessung und Durchleuchtung von Räumen, um anhand architektonischer Gegebenheiten soziale und historische Strukturen zu verstehen.